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Warcraft: The Beginning

Kurzkritik

Seit im Mai 2006 die Zusammenarbeit Blizzard Entertainments mit Legendary Pictures bekannt wurde, warten Fans des Franchises auf die Warcraft-Verfilmung. Letzte Woche, am 26. Mai 2016, zehn Jahre nach der Ankündigung, zwölf Jahre nach dem Start des bis heute erfolgreichen Online-Rollenspiels “World of Warcraft” und 22 Jahre nach der Veröffentlichung des Strategiespiels “Warcraft: Orcs and Humans, auf dessen Geschichte der Stoff des mittlerweile dritten Drehbuchs lose basiert, ist “Warcraft: The Beginning” endlich in den deutschen Kinos zu sehen.

Offizielles Filmposter mit Anduin Lothar Draenor, der Heimatplanet der Orcs, liegt im Sterben und wird zunehmend unbewohnbar. Mit dem Versprechen, sie in eine neue Welt zu führend und damit zu retten, hat der Hexen- meister Gul’dan (Daniel Wu) die verschiedenen orcischen Clans unter dem Banner der Horde vereint. Indem er eingesperrte Draenei opfert, öffnet er ein temporäres Portal, durch das die stärksten Krieger, unter ihnen der Kriegshäuptling Blackhand (Clancy Brown) und sein Leutnant Orgrim (Robert Kazinsky), der Anführer der Frostwölfe, Durotan (Toby Kebbell), und des- sen hochschwangere Ehefrau Draka (Anna Galvin) sowie die versklavte Halborc Garona (Paula Patton), geschickt werden. Auf der anderen Seite, auf Azeroth, angekommen, beginnt diese Vorhut mit der Plünderung der Dörfer und Garnisonen des menschlichen Königreich Sturmwinds und nimmt Gefangene, deren Lebensenergie eine permanente Verbindungen zwischen den beiden Welten speisen soll. Der Ritter Anduin Lothar (Travis Fimmel) erkennt mithilfe des ehemaligen Zauberlehrlings Khadgar (Ben Schnetzer) schnell das Ausmaß der Bedrohung, meldet sie seinem König, Llane Wrynn (Dominic Cooper), und der Konflikt, der als “Erster Krieg” in die Historie eingehen wird, bricht aus.

Bereits hier offenbaren sich die ersten Schwächen des Films. Fans, die sich im Warcraft-Universum auszukennen glauben, werden verwirrt, derart stark wurde die Geschichte verändert. Man mag dies verzeihen, denn bereits die World of Warcraft-Erweiterung “Warlords of Draenor” hat, wenn- gleich in einer alternativen Zeitlinie, die Hintergründe des Stamms der Frostwölfe korrigiert und Christie Golden revidierte mit ihrem neuen Roman “Durotan” im Vorfeld ihre bisher als Kanon gel- tenden Bücher “Rise of the Horde” und “Lord of the Clans”. Allerdings wurden die Eingriffe, die auch “Warcraft I: Orcs and Humans” und “The Last Guardian” betreffen, nicht genutzt, um stoff- fremden Kinobesuchern den Einstieg zu erleichtern. Im Gegenteil werden wichtige Motive, Mecha- niken und Traditionen nur in viel zu kurzen Gesprächen erklärt, die ihre Tragweite nicht verständ- lich machen können, und auf einige Plotwendungen wird gar nicht erst weiter eingegangen.

Sturmwind

Das Erzähltempo und die vielen Ortswechsel verhindern zusätzlich, dass der Zuschauer in den Kos- mos von Azeroth gesogen wird. Die Städte und Schauplätze sehen aus der Ferne wahrhaft bom- bastisch und grandios aus, strotzen von Nahem nur so vor Details und Wiedererkennungswert und trotzdem erscheinen sie völlig unzusammenhängend. Die Spieleentwickler haben immer wieder ihre Sorge geäußert, dass ein freier Einsatz von Flugreittieren und zu viele Teleportmöglichkeiten das Gefühl für den Umfang dieser fantastischen Welt zerstören könnten und genau das ist in diesem Fall eingetreten.

Die schauspielerischen Leistungen, die Dialoge und das Skript sind bestenfalls durchschnittlich und lassen oft jegliche Dringlichkeit und Emotion vermissen, die Protagonisten wirken stereotyp bis austauschbar, es fehlt Charaktertiefe, -entwicklung und -entfaltung, weshalb der Film sich fast ausschließlich auf die Stärken berufen kann, die auch in den Trailern beworben wurden.

Orgrim

Regisseur Duncan Jones entzündet ein Effektfeuerwerk und Spektakel aus Gefechten und Duellen, das selbst im Fantasygenre seinesgleichen sucht. Das Design und die Animation der Orcs, ihre Mimik, Gestik und Bewegungen sind einfach großartig. Die Kampfchoreografien und Kamerafahrten reißen einen aus dem Sessel mitten in die Auseinandersetzungen. Auch Zauber fügen sich orga- nisch in das Geschehen und die Umgebung ein, vermitteln die Kraft, Konzentration und Vorberei- tung, die sie dem Anwender abverlangen. Die Fans bekommen genau das zu sehen, was vermut- lich vor ihrem inneren Augen abläuft, während sie am PC sitzen und weshalb sie Blizzard Enter- tainments Cinematics lieben, die restlichen Zuschauer werden immerhin mit dem versorgt, was sie von einem Blockbuster erwarten dürfen. Damit rettet sich sich “Warcraft: The Beginning” vor der Belanglosigkeit bisheriger Videospielverfilmungen.

Bewertung für Warcraft-Fans: 6.5 von 10

Allgemeine Bewertung: 5.5 von 10